Ein Konzept für neue Wohn- und Lebenskultur: Die Auenweide

Ein Konzept für neue Wohn- und Lebenskultur: Die Auenweide

Zwei zentrale Fragen, mit denen sich viele Wohnungssuchende in der heutigen Zeit beschäftigen, sind: „Ist es möglich nachhaltig und gut zu einem leistbaren Preis zu wohnen?“ und „Wie ist es möglich, in der heutigen, individualisierten Gesellschaft nicht zu vereinsamen?“.  Das Projekt „Die Auenweide“ hat sich diesen Herausforderungen angenommen und innovative Ideen entwickelt, um diese zentralen Fragen beantworten zu können. Eine neue Wohn- und Lebenskultur soll im Rahmen dieses Projektes erforscht werden.

Das Wohnprojekt „Die Auenweide“ ist ein alternativ finanzierter, leistbarer und naturnaher Wohnraum in Niederösterreich, 30 km von Wien entfernt. Die Bewohner*innen erproben nachhaltige Lebensstile, regen zum Umdenken an und setzen sich für eine Bewusstseinsbildung ein. Die Auenweide ähnelt in ihrem Aufbau einem kleinen Dorf. In der Mitte der Siedlung befindet sich ein kleiner Marktplatz umgeben von insgesamt acht Mehrfamilienhäusern. Die Wohnungen verfügen über 35 bis 115 qm. Zusätzlich wurden Gemeinschaftsflächen geschaffen, wie zum Beispiel ein Co-Working-Space oder ein Gemeinschaftshaus; hier werden Möglichkeiten für alltägliche Begegnungen geboten. Nicht nur Bewohner*innen der Siedlung sind hier Willkommen, sondern auch Personen aus der nahen oder weiteren Nachbarschaft. Auf freien Flächen wachsen Obstbäume und Gemüse und auch das angrenzende Waldstück bietet zusätzlichen Freiraum. Insgesamt wirkt die Siedlung sehr wohnlich, verspielt und gemütlich, mit vielen individuellen Dachterrassen, hellen Räumlichkeiten durch Lichteinfall von allen Seiten.

Ein Konzept für neue Wohn- und Lebenskultur: Die Auenweide

Um den Aspekt des nachhaltigen Wohnraums konsequent umzusetzen wurde von der Fassade bis hin zur finalen Oberflächengestaltung und dem Energiekonzept auf eine ökologische Umsetzung geachtet. Es handelt sich bei allen Wohneinheiten um Niedrigstenergiehäuser, welche im ressourcenschonenden Holzriegelbau gefertigt wurden. Eine effiziente Grundwasser-Wärmepumpe und ein Niedrigtemperatur-Nahwärmenetz sorgen umweltschonend für angenehme Temperaturen. Der Strom stammt aus Photovoltaik-Anlagen. Für den Innenausbau und die Innenraumgestaltung wurden klimafreundliche, zirkuläre und schadstofffreie Lehmbaustoffe von CLAYTEC verwendet. Lehmbaustoffe sind im besten Sinne der Nachhaltigkeit schlicht, denn sie benötigen nur ein Minimum an natürlichen Bestandteilen wie zum Beispiel Stroh, so ist kein komplexes Herstellungsverfahren notwendig. Durch den Verzicht auf komplexe, chemische Zusätze passt der Baustoff Lehm perfekt in das Konzept „Die Auenweide“. Die Rohstoffe können lokal gewonnen werden und ermöglichen kurze und effiziente Transportwege. Diese Einfachheit, gepaart mit Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit, steht für den Charakter des Lehms als zukunftsfähiger Low-Tec Baustoff.

In den Räumlichkeiten der Auenweide wurden für den Trockenbau die Lehmplatten schwer (LEMIX) D22 verwendet. Die Trockenbauplatte aus Lehm eignet sich ideal zum Beplanken von Holz- und Metallständerkonstruktionen von Innenwänden, Vorsatzschalen, Decken- und Dachflächen. Im Fall der Auenweide wurde die Lehmplatte auf eine Metall-Unterkonstruktion angebracht. In allen Räumlichkeiten wurde der Lehm-Oberputz fein 06 mit einem Glasgewebe als Armierungslage verwendet. In den Gemeinschaftshäusern wurde zusätzliche eine Wandheizung mit dicklagig aufgetragenem Lehmputz verputzt. Die Oberflächengestaltung in den einzelnen Wohnungen wurde von den Bewohner*innen individuell bestimmt und eigenständig umgesetzt. Verwendet wurde sowohl der YOSIMA Lehm-Designputz als auch der CLAYFIX Lehm-Anstrich. Beide Wandveredelungen sind in 146 verschiedenen, natürlichen Erd-Farbtönen verfügbar, Ton ist dabei Farbgeber und Bindemittel in einem, Pigmente oder chemische Zusätze werden für die farbige Oberflächengestaltung nicht benötigt. Der YOSIMA Lehm-Designputz ist zusätzlich mit sechs unterschiedlichen Strukturzusätzen erhältlich, mit denen individuelle Effekte erzielt werden können. Beim CLAYFIX Lehm-Anstrich kann zwischen Grobkorn, Feinkorn und ohne Korn gewählt werden. Je nach gewünschtem Oberflächenfinish entschieden sich die Bewohner*innen für das jeweils passende Produkt. Mit dem YOSIMA Lehm-Designputz, welcher als Putz mit der Kelle auf die Wand aufgetragen wird, kann ein ruhiges, harmonisches Ergebnis erzielt werden. Der CLAYFIX Lehm-Anstrich wird hingegen im Kreuzschlag mit einem Flächenpinsel, einem Quast oder einer Bürste aufgetragen. So entsteht eine strukturierte Wandoberfläche. Sowohl mit dem YOSIMA Lehm-Designputz als auch mit dem CLAYFIX Lehm-Anstrich konnten in Eigenleistung ganz einfach edle und individuelle Wandoberflächen erzielt werden.

Die Vision des Wohnprojektes – damit zu beginnen eine nachhaltige Zukunft zu leben – konnte erfolgreich in die Tat umgesetzt werden. Die Auenweide gilt als Paradebeispiel für ein zukunftsfähiges Wohnkonzept, welches ebenfalls den zentralen Part der Lebenskultur berücksichtigt und einschließt.

Architekturbüro: einszueins architektur 

Handwerksbetrieb Lehmbau: Key-PROJECT Baumanagement und Bausanierung GmbH, Verein Wohnprojekt Wördern, Eigenleistung der Bewohner*innen

Fotos: Hertha Hurnaus

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